Willkommen in Tsu

Nach einer achtstündigen Fahrt im Nachtbus sind wir in Mie, Tsu angekommen. Um genau zu sein war es der 1.April des Jahres. Streiche wurden uns glücklicherweise nicht gespielt, wenn man davon absieht, dass am ersten Tag das Wasser im Bad eisigkalt war und wir im besagten Raum kein Licht hatten.

Die ersten Eindrücke sind leicht zusammenzufassen:

• mit dem Auto unterwegs kommt einem jede Strecke doppelt so lange vor.
• ohne Fahrrad läuft man über eine halbe Stunde zum nächsten Supermarkt.
• Dienstag ist der Gemüse- und Obsttag im Supermarkt. Ab 19 Uhr gibts nochmal zusätzlich Produkte zum halben Preis. Die Preise sind trotz des Rabatts immer noch sehr hoch für deutsche Verhältnisse.
• "Taschentuch" ist ein Fremdwort. Es gibt bloß sehr, sehr dünne zweilagige Tücher, die zu nichts zu gebrauchen sind.
• im 100Yen Laden kostet nicht alles 100Yen.
• Tsu ist eine Stadt des Windes. Windstille kennt man hier nicht.
• Das Wetter spielt sowieso verrückt. Heute Sonne, morgen Regen, übermorgen Sturm - hatten wir alles schon.
• Isolierte Häuser gibt es hier nicht. Entweder man "heizt" mit der Aircon oder zieht drei Pullis übereinander an.
• Wir wohnen im vierten Geschoss (deutscher Maßstab: 3.OG)
• Typisch Japanisch~ Schuhe wechseln! Straßenschuhe im Eingangsbereich ausziehen, in erstes Paar Hausschuhe schlüpfen, hoch zum Zimmer laufen - Schlappen ausziehen, Zimmer betreten und in andere Hausschuhe schlüpfen (momentan habe ich auch noch Toilettenschlappen, aber wer weiß, wie lange ich noch Geduld für das ständige Wechseln der Hausschuhe habe xD)
• Die Nachbarn im Haus knallen mit den Türen und schlürfen mit ihren Latschen über den Boden.
• Im Wohnheim kochen alle fleißig, hinterher aufräumen ist aber nicht so beliebt.
• Es riecht häufiger streng, nachdem gekocht wurde. Ich möchte nicht wissen, wie oft hier Natto gespeist wird~
• der Fernsehr im Gemeinschaftsraum wird generell auf SEHR laut gestellt.  
• im TV laufen oft Kochsendungen. Alle 10 Minuten gibt es gefühlte 5 Minuten Werbung. Wenn es in der Werbung nicht um Essen oder Trinken geht, stehen Pfelgeprodukte für Haut und Haar im Mittelpunkt. Wenn nicht AKB48 zu Gast in einer Sendung sind, dann sind Arashi oder Sexy Zone dort. Eine Dokumentation sieht wie folgt aus: man sieht Menschen dabei zu, wie sie besagte Doku schauen und diese kommentieren.
• Unsere Nachbarin direkt gegenüber singt öfters mal - ob mitten in der Nacht oder früh morgens, sie nimmt ihre Gesangsproben sehr ernst.
• mit dem Fahrrad unterwegs auf dem Campus/auf der Straße: Es gibt keine Verkehrsregeln. Der eigentliche Linksverkehr wird durchgehend missachtet, man fährt dort entlang, wo gerade Platz ist. Man klingelt nicht, das ist zu unhöflich; man benutzt seine quietschenden Bremsen, um auf sich Aufmerksam zu machen.
• der Campus ist ein Meer aus Fahrradleichen(=umgekippte Räder, die vergessen wurden und nie weggeräumt werden), Beton und Bäumen. Zur Mittagszeit spielen verschiedene Bands vor dem neuen Gebäude, von dem keiner so genau weiß, wofür es eigentlich da ist. Nachmittags hört man die verschiedensten Schlachtrufe der Clubs. 
• Jeder ist in einem Club, was nicht unbedingt heißt, dass man auch aktiv hingeht. Tanzclubs fangen generell erst gegen 22Uhr an und hören am nächsten Morgen auf, wenn die Uni wieder beginnt. Traditionell japanische Sportclubs treffen sich so gut wie jeden Tag in der Woche und am Wochenende.
• Uni beginnt hier frühestens um 8.50h. Man verfällt öfters Mal ins Englische, wenn man unter den 留学生(ryuugakusei= Austauschstudierende) ist. Ich gerate echt in Schwierigkeiten, mein Englisch ist sehr schlecht. >.<"...Um 12 Uhr hat man immer eine Stunde Pause. In der Zeit sind fast ALLE Studierenden im Campusshop = man selbst sollte nicht hinein, die Gefahr erdrückt zu werden ist zu groß.
• das Meer ist nicht weit entfernt. Riesenmuscheln überall im Sand. Am Meer ist es ruhig, wenig Leute sind dort. Wenn man auf dem Campus ist, merkt man aber auch nicht, dass das Meer direkt nebenan ist.
• Überall Raben, soweit das Auge reicht.
• Viele japanische Studenten mögen deutsches Bier und Würstchen. Die meisten sind jünger als wir. Manche fühlen sich dazu verpflichtet, sich mit uns auf Englisch zu unterhalten. Englische Frage - japanische Antwort usw.

Hanami - Tsu Eki Koen

Erster Unitag für Erstsemestler. Alle älteren Studierenden machen Werbung für ihre Clubs.

am Strand ♥

An einem Montag waren wir abends bei einem 飲み、食べ放題 Nomi & Tabehoudai (all you can eat and drink). Es war super lustig, das Essen und die Getränke lecker. Leider hatte ich meine Kamera nicht dabei, dafür haben die anderen fleißig Bilder gemacht. Die kommen hier rein, sobald wir Bilder ausgetauscht haben. An dem Abend habe ich auch  meine Tandempartnerin kennengelernt. Ayumi ist super nett^_^!

津駅前ストリートまつり - Bühne

Am Sonntag zuvor waren wir beim　津駅前ストリートまつり "Tsu Eki Mae Sutoriito Matsuri" (= Straßenfest vor dem Tsu Bahnhof). Es gab viele Essensstände und eine Bühne, auf der verschiedene Showgruppen aufgetreten sind. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass eine der Gruppen unsere zukünftige neue 'Clubfamilie' sein wird. An dem Tag hatte ich meine Cam leider auch nicht dabei (ich weiß, ganz schön dumm von mir), deswegen gibt es hier auch nur das eine Bild.
Jedenfalls war dieser Tag super, es hat richtig viel Spaß gemacht, den Gruppen zuzuschauen.
In welchem Club wir genau sind, wie unsere Nicknames lauten und was wir dort so machen, berichte ich nach Freitag, wenn wir mit unserem Club Bingo gespielt haben. xD