Ich wurde mittlerweile nicht erst einmal gefragt, wie denn der Unterricht an japanischen Unis aussieht. Ich weiß nicht, was sich die meisten vorstellen, aber es irgendwie nicht so ein großer Unterschied zu Deutschland.
Ich habe allerdings das Gefühl, dass meine japanischen Freunde hier nicht so viel Stress haben, wie ich das aus Deutschland gewohnt bin. Vielleicht liegt es auch am Studienfach, aber sie scheinen wirklich weniger zu lernen. Alle Prüfungen werden in einer Woche geschrieben und danach hat man wirklich Ferien, nicht nur 'Lern-Ferien', wie ich sie aus Deutschland gewohnt bin.
Wie sah mein Studienalltag in den letzten zwei Semestern aus? (Ich habe bewusst 'sah' geschrieben, denn auch für mich heißt es nächste Woche nur noch alle verbleibenden Prüfungen zu schreiben) Auf Japanisch bezogen gibt es verschiedene Stufen und dementsprechend auch verschiedene Kurse. Mein Lieblingstag war Freitag, 会話 und ステップアップ waren mega coole Kurse. In Kaiwa gab es im ersten Semester Situationsbezogene Dialoge, jede Woche gab es ein anderes Thema, in diesem Kurs habe ich am meisten aktiv gesprochen. Im zweiten Semester wurde aus dem Kaiwa Kurs ein 'Rede halten' Kurs. Da gab es auch so ziemlich jede Woche ein anderes Thema, zu dem wir eine Rede zwischen 2-5 Minuten gehalten haben.
Step Up war ein Vorbereitungskurs auf das nächst höhere Japanischlevel und dabei hat sich der Kurs am JLPT orientiert. Also eigentlich auch so etwas wie ein JLPT-Vorbereitungskurs. Anspruchsvoll und spannend, da man sowohl Kanji, Vokabeln, Hörverständnis, Leseverständnis und Grammatikübungen gemacht hat. Ich habe meinen Freitag gemocht!
An anderen Tagen gab es unter anderem ein Hörverständnis-Kurs. Auch ziemlich effektiv, aber die Dozentin war irgendwie anstrengend. Ansonsten gibt es noch Grammatik Kurse, Lese Kurse, Kanji/Vokabel Kurse. Kurse, in denen man Aufsätze schreibt~
Was mir persönlich gefehlt hat - tut mir leid, ich bin eben ein Wiwi-Student - war ein ビジネス日本語 Kurs, also ein Kurs, in dem man lernt, wie man Verhandlungen auf Japanisch führt und wie man sich einfach benimmt, wenn man in einem Unternehmen ist etc. Es gibt da ein gutes Buch, eignet sich auch hervorragend zum Eigenstudium, aber ein Dozent, der einem ab und an mal einige Dinge erklärt, wäre schon nicht schlecht.
Es gibt auch noch weitere Kurse, die man zusätzlich wählen kann, wie z.B. den Culture and Society of Japan Kurs. Leider habe ich von diesem Kurs mehr erwartet, man hat das Semester über eigentlich nur sein Referat vorbereitet und dann am Ende alle Vorträge gehört. Viel habe ich nicht mitgenommen. Von den Videos und den Diskussionen, die in der Kursbeschreibung erwähnt worden waren, hat man nicht viel gesehen.
Ich saß auch in rein japanischen Vorlesungen, also für japanische Studenten, einfach um zu sehen, wie viel ich verstehe. War interessant, aber sehr anstrengend.
Das war ein kleiner Einblick in meinen Unialltag von den letzten zwei Semestern. Irgendwie ist es ganz entspannt gewesen, ich möchte gar nicht in Deutschland wieder anfangen. Ich habe bestimmt schon längst das 'richtige Lernen' verlernt.
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